Kurzporträt
Werner Riess (geb. 1970) ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Hamburg. Er studierte an der Universität Augsburg und der Université François Rabelais in Tours Geschichte, Germanistik und Romanistik. Nach dem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Geschichte und Deutsch (1996) wurde er 2000 an der Universität Heidelberg im Fach Alte Geschichte mit einer sozialgeschichtlichen Studie zum lateinischen Autor Apuleius promoviert, die mit dem Ruprecht-Karls-Preis ausgezeichnet wurde.
Nach seiner Assistentenzeit in Heidelberg führte ihn ein Feodor-Lynen Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an die Emory University, Atlanta, wo er 2002/3 als Visiting Professor im History und Classics Department lehrte.
2004 wurde Riess Assistant Professor im Department of Classics der University of North Carolina at Chapel Hill, wo er 2007 zum Associate Professor of Classics (entfristet) befördert wurde. 2007/8 nahm er ein Forschungsstipendium am Harvard Center for Hellenic Studies in Washington/DC wahr. Nach der Habilitation an der Universität Augsburg (2008) nahm er 2011 einen Ruf an die Universität Hamburg an, wo er regelmäßig Colloquia Attica organisiert.
Forschungsschwerpunkte
Riess versteht sich als Sozial-, Mentalitäts- und somit Kulturhistoriker der griechischen wie römischen Antike. Sein Interessensschwerpunkt liegt dabei auf Konflikten aller Art, ihren Austragungsformen sowie den Konfliktlösungspotentialen, die antike Gesellschaften zur Verfügung hatten. Die römische Sozial- und Kriminalitätsgeschichte gerät dabei mit einem Fokus auf Randgruppen und Außenseiter auch in kulturvergleichender Perspektive in den Blick. Der interpersonellen Gewalt im klassischen Athen nähert sich Riess über das athenische Recht und die Quellen, aus denen es hauptsächlich erschlossen werden kann (Rhetorik, Komödie). Er bemüht sich zudem darum, dem Zeugnis der Fluchtafeln, die für die Gewaltgeschichte der Antike eine entscheidende Rolle spielen, zu mehr Aufmerksamkeit in der Fachwelt zu verhelfen.Neuerdings interessiert sich Riess im Rahmen eines Forschungsprojekts auch für Temporalitäten von Gewalt, die am Beispiel von römischen Städteeroberungen und Feldzügen erforscht werden.
Diese Forschungsschwerpunkte werden dabei von digitalen Säulen flankiert; so baut Riess seit einigen Jahren ein Informationssystem zur Gewalt in der Antike auf (ERIS), bietet im „eManual Alte Geschichte“ allen an der Antike Interessierten eine > interaktive Online-Lernplattform an und betreut die relationale Datenbank TheDefix (vormals TheDeMa), die alle erhaltenen antiken Fluchtafeln elektronischen Recherchen zugänglich macht.
Riess ist Initiator der Reihe „Hamburger Studien zu Gesellschaften und Kulturen der Vormoderne“
Veröffentlichungen zu folgenden Themen
- Kriminalitätsgeschichte der römischen Kaiserzeit
- Geschichte der interpersonellen Gewalt im klassischen Athen
- Topographie der Gewalt in der Antike
- Akten der veranstalteten Colloquia Attica
- Digital Classics
Mitgliedschaften
- Mommsen-Gesellschaft
- Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands
- Deutscher Hochschulverband
- Association of Ancient Historians