Porträt
Stefan Haas studierte ab 1984 an den Universitäten Mainz und Münster Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte, Germanistik und Musikwissenschaft. 1989 verfasste er in Philosophie eine Magisterarbeit über „Alfred Webers Kultursoziologie als Geschichtstheorie“. Seit 1990 vertrat er eine wissenschaftliche Assistentenstelle in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Münster. 1992 übernahm er diese, nachdem er über „Historische Kulturforschung in Deutschland 1880–1930. Geschichtswissenschaft zwischen Synthese und Pluralität“ promoviert hatte. Seit 1996 schrieb er bei Ulrich Pfister, der in diesem Jahr den Lehrstuhl übernommen hatte, eine Habilitationsarbeit zur Kulturgeschichte der preußischen Verwaltung, mit der er 2001 in Münster habilitiert wurde. Die Arbeit, die das Konzept der Historischen Implementationsforschung theoretisch entwickeln und empirisch überprüfen sollte, erschien 2005 unter dem Titel „Die Kultur der Verwaltung. Zur Umsetzung der preußischen Reformen 1808–1848“. Seinen Habilitationsvortrag hielt er zum Thema „Der Kybernetische Körper der Telefonistin. Psychotechnik bei der Reichspost“.
Die 1990er Jahre waren geprägt von Arbeiten, die ausgehend von der Alltagsgeschichte zur Entwicklung einer neuen Kulturgeschichte in theoretischer wie empirischer Form beitrugen. Bereits seit 1995 unterrichtete Haas zur Praxis digitaler Methodologie und visuellem Wissensdesign. Seit 2000 erforschte er im SFB 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme” Übergangsrituale in der Frühen Neuzeit. 2003 begann er ein Forschungsprojekt mit Unterstützung der Gerda-Henkel-Stiftung zu „Kommunikation und Medien in der Implementation der Wohnungs- und Städtebaupolitik in der Bundesrepublik und der DDR 1949–1973“.
2005 ging er an die kanadische University of Toronto und unterrichtete im History sowie im German Department und war Leiter des Information Centre des DAAD für Kanada. 2008 erfolgte der Ruf an die Universität Göttingen auf eine Professur für Theorie und Methoden der Geschichtswissenschaft. Von 2012 bis 2021 war er Direktor des Zentrums für Theorie und Methoden der Kulturwissenschaften an der Georg-August-Universität.
Stefan Haas forscht gerne zur Kultur- und Politikgeschichte, zur Geschichte von Wissen, Körpern, Bildern, Filmen und digitalen Techniken. Noch lieber aber beschäftigt er sich mit der Frage, wie und warum man sich mit solchen und anderen Geschichten beschäftigen kann, wie man diese Beschäftigung wissenschaftlich ausgestaltet, wie Erkenntnis funktioniert und warum wir diese überhaupt anstreben. Im Zentrum aktueller methodischer Bemühungen steht die Entwicklung einer visuellen Heuristik und die Herausgabe eines Handbuchs der Methoden der Geschichtswissenschaft. Theoretisch aktuell sind Fragen einer Argumentationstheorie der Geschichtswissenschaft sowie der visuellen Narrativität. Transdisziplinäres Arbeiten sowie das Bewusstsein für die Diversität und Vernetzung von Theorien im globalen Kontext bilden dabei einen beständigen Hintergrund.
Forschungsschwerpunkte
- Theorie und Methodologie der Geschichtswissenschaft
- Transdisziplinäre Kooperation und Wissenstransfer
- Digital History
- Mensch-Maschine-Schnittstelle
- Visualisierung von Wissen
Veröffentlichungen zu folgenden Themen
- Geschichte von Symbolsystemen und Ritualen
- Körper- und Mediengeschichte
- Körper- und Modegeschichte
- Kultur- und Politikgeschichte der Moderne
- Theorie- und Methodenfragen
- Wissens- und Wissenschaftsgeschichte