Kurt A. Raaflaub


Kurzporträt

1941 in Kamerun geboren, verbrachte Raaflaub seine Schul- und Studienjahre in der Schweiz. Die Matur bestand er am Humanistischen Gymnasium in Basel. Er studierte Latein, Griechisch und Geschichte an den Universitäten Basel und Hamburg, bestand 1966 in Basel das Lizentiat, 1967 die Oberschullehrerprüfung (dem M.A. entsprechend) und 1970 die Promotion. Die Dissertation, „Dignitatis contentio: Studien zur Motivation und politischen Taktik im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius“ (1974 publiziert), wurde von Christian Meier betreut. 1970–1972 unterrichtete Raaflaub Latein und Griechisch an einem Basler Gymnasium.

1972 trat Raaflaub eine Assistenzprofessur in Alter Geschichte an der Freien Universität Berlin an. 1976/77 verbrachte er ein Jahr als Stipendiat am Center for Hellenic Studies in Washington DC, USA. 1979 habilitierte er sich im Fachbereich Geschichtswissenschaften mit einer Arbeit über „Die Entdeckung der Freiheit: Zur historischen Semantik und Gesellschaftsgeschichte eines politischen Grundbegriffs der Griechen“ (publiziert 1985, rev. englische Ausgabe 2004, gefolgt von italienischen und chinesischen Übersetzungen).

In Washington hatte Raaflaub seine Frau, Deborah Boedeker, eine Spezialistin in griechischer Dichtung, früher Historiographie und Religionsgeschichte, kennengelernt. Nach der Heirat im Sommer 1978 trat er eine Assistenzprofessur an der Brown University in Providence RI an. 1980 wurde er zum Associate Professor, 1983 zum Full Professor in Classics and History befördert. 1984–1989 war er Chairman des Classics Departments, 1989–92 John Rowe Workman Distinguished Professor of Classics and the Humanistic Tradition. 1992–2000 war er gemeinsam mit seiner Frau Direktor des Centers for Hellenic Studies in Washington. In einer Zeit der wirtschaftlichen Blüte gelang es, die Zahl der Stipendiaten und die Bibliothek maßgeblich zu vergrößern und Sommerprogramme einzuführen, die vor allem auf die Förderung von Kollegen ohne leichten Zugang zu guten Bibliotheken abzielten. Im Sommer 1996 waren Raaflaub und seine Frau Visiting Faculty Fellows in Australien an der University of New England in Armidale NSW. Außerdem kam er in den Genuss mehrerer Research Fellowships (vom American Council for Learned Societies, dem National Endowment for the Humanities, dem Cogut Humanities Center an der Brown University, der Mellon Foundation) und einer einjährigen Mitgliedschaft am Historischen Kolleg in München, 1989/90).

An die Brown University zurückgekehrt, wurde Raaflaub 1991 zum David Herlihy University Professor and Professor of Classics & History ernannt. Schon 1990 übernahm er die Leitung eines interdisziplinären universitätsweiten Programms in ‚Ancient Studies‘, das den Zweck hatte, Zusammenarbeit und Austausch unter allen Lehrkräften im Bereich des (global verstandenen) Altertums zu erleichtern und durch übergreifende Vorlesungen und Seminare sowie thematisch entsprechende Tagungen in den Studenten das Verständnis und die wertfreie Beurteilung andersartiger Kulturen zu fördern. In Anerkennung der hier verfolgten innovativen Ansätze zeichnete die Universität Raaflaub mit einer dreijährigen zusätzlichen Namensprofessur aus (Royce Family Professorship in Teaching Excellence). 2008/9 war Raaflaub Präsident der American Philological Association (jetzt Society for Classical Studies).

Interessen und Konstellationen brachten Raaflaub schon früh dazu, durch Tagungen und die resultierenden Publikationen gezielte Forschungsimpulse zu geben (etwa zur damals noch von den Rechtshistorikern dominierten römischen Frühgeschichte und zu den Anfängen politischen Denkens in Griechenland und im Vorderen Orient).

Am 12. September 2023 verstarb Kurt Raaflaub. Für die langjährige und gute Zusammenarbeit sind wir ihm sehr dankbar.

Forschungsschwerpunkte

  • Soziale und politische Geschichte des archaischen und klassischen Griechenlands und der römischen Republik
  • Anfänge politischen Denkens in Griechenland und im Vorderen Orient
  • Griechische Geschichtsschreibung
  • Griechische Begriffsgeschichte
  • Aspekte der athenischen Demokratie
  • Römische Frühgeschichte
  • Caesar
  • Krieg und Frieden in der antiken Welt
  • Vergleichende Geschichte der antiken Welt in globaler Perspektive

Veröffentlichungen zu folgenden Themen

  • Anfänge der griechischen Polis und die Entstehung partizipatorischer Gemeinden
  • Historizität der ‚homerischen Gesellschaft“
  • Der griechische Freiheitsbegriff und das Konzept der freien Rede
  • Anfänge und Charakteristika der athenischen Demokratie
  • Herodot, Thukydides und die Funktion früher griechischer Geschichtsschreibung
  • Entwurf und Scheitern integrativer Staatsmodelle in Griechenland
  • Die römischen Ständekämpfe
  • Anfänge des römischen Imperialismus
  • Caesar als politischer Taktiker und Historiker sowie Caesars Bürgerkrieg
  • Aspekte des augusteischen Prinzipats
  • Bedeutung und soziale Folgen des Krieges in der griechischen Welt
  • Konzeptualisierung von Frieden in der Antike

Auszeichnungen

  • Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts
  • Charles Henry Breasted-Preis der American Historical Association für die englische Ausgabe seiner Habilitation.

Mitgliedschaften

  • Society for Classical Studies
  • Association of Ancient Historians
  • New England Classical Association
  • Classical Association of the Atlantic States
Kurt A. Raaflaub

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Publikationen von Kurt A. Raaflaub

Gesammelte Schriften
Historia – Einzelschriften, Band 271