Publikationen von Heinrich Werner
Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik – Beihefte,
Band 190
Heinrich Werner wurde am 02.12.1936 in Krasnojar (Gebiet Saratov, Russland), einer wolgadeutschen Siedlung, geboren. Seine Vorfahren stammten von jenen rheindeutschen Aussiedlern ab, die sich im 18. Jahrhundert auf Einladung der Zarin Katharina II. nach Russland begaben und sich im Stromgebiet der Wolga niederließen. Mit fünf Jahren kam er 1941 zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern (der Vater war bereits in einem Lager für Zwangsarbeit) infolge der Verbannung der wolgadeutschen Bevölkerung nach Sibirien ins sibirische russischsprachige Dorf Gro´ßkossu´l (Region Krasnojarsk), wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Nach dem Abitur und dem Wehrdienst begann 1958 seine wissenschaftliche Ausbildung mit einem Studium an dem Pädagogischen Institut Tomsk, das in den Jahren 1963–1966 mit einem Promotionsstudiengang für Germanistik und allgemeine Sprachwissenschaft (russische Aspirantur) fortgesetzt und der Promotion an der Universität Tomsk abgeschlossen wurde. Nach der Promotion wurde er als Lehrstuhlleiter für das Fach Deutsch zuerst an das Pädagogische Institut Omsk und im Jahre 1969 an das Pädagogische Institut Taganrog berufen. 1975 habilitierte er zum Thema Ketische Akzentologie an dem sprachwissenschaftlichen Institut der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg (Leningrad), worauf ihm der Grad des Professors verliehen wurde. Sein Interessenkreis lag nicht nur im Bereich der Germanistik, vor allem der deutschen Dialektologie, sondern auch im Bereich der Jenissejistik, die sich mit einer Gruppe der einheimischen sibirischen Völker und ihrer Sprachen befasst. Er beschrieb alle seit dem 18. Jahrhundert bekannten Jenissej-Sprachen, und im Ergebnis der theoretischen Erfassung und Verarbeitung der entsprechenden sprachlichen Materialien entwickelte er eine Reihe neuer Konzeptionen auf dem Gebiet der Akzentuation, Typologie, Diathese u.a. Auf seine Anregung hin wurde der muttersprachliche Unterricht für die ketischen Kinder in den ketischen Nationalschulen eingeführt, und es entstanden auf der Basis des von ihm neuerfundenen ketischen Alphabets Lehrbücher im Fach Ketisch. Zum Problem der Herkunft der Jenissejer schlug er die dingling-jenissejische Hypothese vor. 1991 erfolgte seine Auswanderung nach Deutschland, wo er ab 1992 als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Bonn und in den Jahren 2005–2010 des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig tätig war. Seit 1992 ist er ausländisches Mitglied der russischen Akademie für Naturwissenschaften.
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