Genus und Geschlecht

Zum Zusammenhang von grammatischer, biologischer und sozialer Kategorisierung

Genus und Geschlecht

Zum Zusammenhang von grammatischer, biologischer und sozialer Kategorisierung

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vergriffen

Der öffentliche Diskurs über die Rolle von (grammatischem) Genus bei der Referenz auf Menschen und deren Geschlechter ignoriert die Linguistik und ist damit unwissenschaftlich. Dies wurde unlängst im Aufruf "Schluss mit dem Gender-Unfug" vom "Verein Deutsche Sprache" offenkundig, der jeglichen Zusammenhang zwischen Genus und Geschlecht abstreitet. Damaris Nübling liefert einen Überblick über neuere Forschungen zu grammatischer, biologischer und sozialer Kategorisierung und stößt dabei auf enge und komplexe Beziehungen zwischen Genus und Geschlecht. Genus verweist dabei weniger auf Geschlechtsorgane als auf Geschlechterordnungen. Geschlechtsrollenverstöße werden durch deviante Zuordnungen zwischen Genus und Geschlecht ausgestellt (die Schwuchtel, der Vamp, das Mensch, das Weib). Hinter solchen Asymmetrien scheint die Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts auf. Homosexuelle Männer werden ihrer Geschlechtsklasse verwiesen, indem sie in die Feminina verschoben werden. Unreife bzw. unverheiratete Frauen geraten dagegen eher ins Neutrum, das üblicherweise auf unbelebte Entitäten referiert. Genusverschiebungen erzeugen damit seit jeher besondere Effekte, die allesamt mit Abwertungen verbunden sind.

Reihe Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Geist.-wiss. Klasse)
Band 2020.1
ISBN 978-3-515-12679-3
Medientyp Buch - Kartoniert
Auflage 1.
Copyrightjahr 2020
Verlag Franz Steiner Verlag
Umfang 32 Seiten
Abbildungen 4 s/w Abb., 1 farb. Abb.
Format 17,0 x 24,0 cm
Sprache Deutsch