Sabine von Heusinger

Die Zunft im Mittelalter

Zur Verflechtung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Straßburg
Sabine von Heusinger

Die Zunft im Mittelalter

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Den Kernpunkt des Bandes bildet eine grundlegende Neu-Definition von ‚Zunft‘, der größten sozialen Gruppe der mittelalterlichen Stadt. Die Autorin untersucht deren Entstehung und Wandel und zeigt, dass Zünfte im Mittelalter gewerbliche Einungen, Bruderschaften, politische Zünfte und militärische Einheiten umfassten. Am Beispiel von Straßburg werden hier alle vier Bereiche zum ersten Mal eingehend erforscht und die Ergebnisse mit den Städten Zürich, Nürnberg und Frankfurt verglichen.
Basierend auf sozialwissenschaftlichen Fragestellungen und einem prosopographischen Ansatz, den die Autorin mit Methoden der Netzwerkanalyse verknüpft, beweist sie zudem, dass Zünfte äußerst mobile und dynamische Gruppen darstellten. Dadurch entsteht ein völlig neues Bild der Zünfte, die ein Grundelement vormoderner Gesellschaften waren.

"Auf der Grundlage einer profunden Kenntnis der reichen archivalischen Quellenbestände und einer weit gespannten Auswertung der einschlägigen Sekundärliteratur zeichnet die Vf. ein höchst differenziertes Bild der städtischen Zünfte im ma. Straßburg. […] Die trotz ihres Umfangs ausgezeichnet lesbare und lesenswerte Arbeit stellt nicht nur einen Meilenstein in der Erforschung sozialer Gruppen des MA dar, sie regt auch zu weiteren v.a. vergleichenden Forschungen an, und zwar im regionalen wie im überregionalen Maßstab."

Peer Frieß, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 66, 2010/2

"Wenn der Studie […] ein großer Ertrag zuzuschreiben ist, dann deswegen, weil die personengeschichtlichen Analysen vor allem die sozialgeschichtliche Thematik der Mobilität mit einer reichen Fülle von Beobachtungen ausstatten. Was bislang ansatzweise bekannt oder auch was für das Mittelalter eher vermutet wurde, findet sich hier gründlich belegt: Das gilt für die berufsständischen, die religiös-karitativen, partizipatorischen und militärischen Funktionen der Zünfte ebenso wie für die vertikale Mobilität, die Macht und die Reichweite von Netzwerken und die nicht so selten zu beobachtenden Zunftwechsel und Doppelzünftigkeiten. Hervorzuheben ist die präzise Darlegung des Heiratsverhaltens, der Erwerbs- und zunftpolitischen Beteiligungsmöglichkeiten von Frauen, auch was deren Anteil an einer kommunalen Wehrgemeinschaft anbelangt. Von beträchtlichem Nutzen ist nicht nur die Herausstellung der Parallelen in der Zürcher und Straßburger Zunftgeschichte, der moderaten Unterschiede im Hinblick auf Frankfurt, treffend sind nicht nur die Korrekturen an dem Bild, dass Nürnberg eine 'zunftfreie' Stadt gewesen sei, weit größer noch ist der Gewinn aus den Einsichten, die der Modellvergleich allgemein wie im Detail erbringt, was dazu ermutigen sollte, die Komparatistik in der Handwerksgeschichte des Mittelalters voranzubringen. Hierzu hat die Verfasserin einen wichtigen Beitrag geleistet."

Rainer S. Elkar, Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 98, 2011/2

"Diese Arbeit verdient unsere hohe Anerkennung, insoweit als sie sehr systematisch und vollständig Einblick in die Welt der mittelalterlichen Zünfte gewährt. […] Sie stützt sich erheblich mehr als ihre Vorgänger auf die archivalischen Quellen und hat diese gründlich ausgewertet, was ihr in vielen Einzelfällen erlaubt, doch zu bemerkenswerten Erkenntnissen zu gelangen, so was die Rolle von Frauen, die hohe soziale Mobilität und die enge Einbindung der Zünfte in das Leben der Stadt (militärische und karitative Funktionen) angeht. Auch der Vergleich mit anderen Städten ist nicht zu unterschätzen. Insgesamt handelt es sich um eine solide, gut geschriebene und klar gegliederte Untersuchung von hohem Wert."

Albrecht Classen, Mediaevistik 24, 2011

"The author's extensive comments on the problems of prosopographical research in late-medieval civic documents will be helpful to future researchers who investigate these dynamic, flexible social groups, which form a collective model for human social organization in civic spaces. Sabine von Heusinger's work opens up a new stage of the study of guilds as a primary form of association in medieval civic spaces. She stands in the high tradition of historians of south German guild regimes, a line that contains such names as Karl Wilhelm Nitsch, Gustav Schmoller, Georg von Below, and Otto von Gierke. Yet Heusinger's work distinguishes itself from the older literature in one central respect: she does not examine the medieval guilds and guild-based regimes in quest of the origins of modern bourgeois civic institutions. While she is by no means alone in making this shift – one thinks of Knut Schulze's work – this book makes her the premier historian today of guilds active in the German-speaking lands. Not just medievalists but also early modernists and, indeed, almost everyone interested in the role of guilds in the southern German cities will learn from her work."

Thomas A. Brady, Jr., Speculum 86, 2011/1

"Die Datensammlung, die dem Buch auch als CD beiliegt, [ist] in hohem Maße bewundernswert."

Kurt Wesoly, Rheinische Vierteljahrblätter 75, 2011

"… legt die Verfasserin eine Pilotstudie vor, die unser Wissen über das Zunftwesen entscheidend differenziert und gleichzeitig Forschungsanreize bietet."

Georg Modestin, sehepunkte 10, 2010/9

"Beachtenswert ist […] die methodisch fundierte Exemplifizierung anhand umfangreicher Quellenauswertung. Überraschend sind die Ergebnisse zu den ausgesprochen zahlreichen, bislang unterschätzten Möglichkeiten sozialer Mobilität. Nicht zuletzt ist der Erkenntnisgewinn einer konsequent systematischen Betrachtung aller vier Teilbereiche der mittelalterlichen Zunft zu betonen. So eröffnet sich eine deutlich vielschichtigere Perspektive darauf, was 'die Zunft' einer mittelalterlichen Stadt ausmachte."

Lina Hörl, Jahrbuch für Regionalgeschichte 29, 2011
Band 206
ISBN 978-3-515-13673-0
Medientyp E-Book - PDF
Auflage 1.
Copyrightjahr 2009
Verlag Franz Steiner Verlag
Umfang 662 Seiten
Abbildungen 5 s/w Abb., 30 s/w Tab., m. 5 Abb., 9 Grafiken u. 30 Tab.
Sprache Deutsch
Kopierschutz mit digitalem Wasserzeichen
Open Access BY-NC-ND