Der Teufel im Pfarrhaus
Der Teufel im Pfarrhaus
Berichte von Poltergeistern und Gespenstern waren in der Frühen Neuzeit in protestantischen Gebieten verbreitet. Lutherische Geistliche leisteten als Seelsorger Hilfe und standen den Betroffenen mit Hausbesuchen, Fürbitte und Gesang zur Seite. Zugleich achteten sie darauf, dass keine falschen, als abergläubisch verschrienen Mittel ihren Einsatz fanden. Denn der rechte Umgang mit Gespenstern war für das konfessionelle Selbstverständnis von zentraler Bedeutung: Mit der reformatorischen Absage an das Dogma des Fegefeuers sollten Erscheinungen nicht länger als Arme Seelen wahrgenommen, sondern als Erscheinungen des Teufels gedeutet werden. Erst um 1700 änderte sich das.
Auf der Grundlage von reichem Quellenmaterial untersucht Miriam Rieger markante Fallbeispiele aus dem mitteldeutschen 'Kernland der Reformation' im ausgehenden 17. Jahrhundert und spürt so dem Aufstieg und Fall des lutherisch geprägten Deutungsmusters Gespenst nach.
"Insgesamt legt Miriam Rieger eine dicht argumentierende, zumeist überzeugende und gut lesbare Studie vor, die sich einem vernachlässigten Thema nähert."
Lena Krull, H-Soz-Kult, 14.11.2012
"Eine ganz vorzügliche Studie. Darüber hinaus methodisch ein wichtiger Beitrag für die Erforschung und das Verständnis von Konfessionskulturen des 17. und 18. Jahrhunderts."
Wolfgang Brückner, Zeitschrift für Kirchengeschichte 124, 2013/2-3
"Dass die Verf.in durchaus über narrative Fähigkeiten verfügt, macht sich immer wieder bemerkbar, beeinträchtigt indes die hohe Qualität ihrer Forschungsarbeit in keiner Weise, sondern erhöht nur die Freude am Lesen. Auch die Illustrationen tragen zu dieser Freude bei, bei denen es sich um Wiedergaben zeitgenössischer Drucke und Aktenauszüge handelt."
Reiner Braun, Nassauische Annalen 123, 2012
"Riegers innovative Untersuchung von Spuk- und Besessenheitsfällen, die übersichtlich gegliedert und argumentativ klar geschrieben ist, öffnet Zugänge zu bislang übersehenen und durchweg relevanten Aspekten der Kultur- und Religionsgeschichte der frühen Neuzeit. Eine gewiss lohnende Lektüre..."
Peter Bräunlein, Zeitschrift für Religionswissenschaft 24, 2016/2
"Miriam Rieger untersucht in ihrer […] Dissertation eine in der aktuellen religionsgeschichtlichen Forschung kaum berücksichtigte Thematik, den Geisterglauben und die Besessenheit im Luthertum der Frühen Neuzeit. Zu Recht betont die Verfasserin, dass die Gespensterbewältigung zu den "wichtigsten Aufgaben der lutherischen Geistlichkeit aufgrund ihres konfessionellen Selbstverständnisses zählte" (S. 10) […] Die vier Kapitel der Untersuchung zeichnen prägnant den Aufstieg und Niedergang des lutherisch geprägten Deutungsmusters "Gespenst" nach. […] Rieger ist ein kluges und sorgfältig gearbeitetes Buch gelungen, das einen interessanten Blick auf die Entwicklung des Geisterglaubens und der Besessenheit im Luthertum der Frühen Neuzeit erlaubt. Für die Denkanstöße kann man dankbar sein."
Dirk Fleischer, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 60, 2012/11
"Der Verfasserin gelingt es, die vielfältigen Phänomene aus einer bunten Quellenlage auf drei Grundkonstellationen bzw. Phasen zu verdichten und auf diese Weise eine Entwicklung im Umgang mit Gespensterscheinungen auszumachen (S. 16). Nach einer vorzüglichen Einleitung (S. 9–36), in der Grundlinien der vorliegenden Arbeit sowie der lutherischen Seelsorge an 'Besessenen' dargestellt werden, macht die Verfasserin zunächst am Beispiel eines Gespenstes aus Gehofen im Mansfeldischen, das 1683/84 der Philippina von Eberstein erschien, deutlich, wie der lutherische Umgang mit solchen Fällen verlief (S. 37–84). […] Die souveräne Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur beweist die Verfasserin nochmals mit ihrem 'Schluss und Ausblick' (S. 279–282), in dem sie die These Robert Scribners widerlegt, dass Gespenster in der Frühen Neuzeit konfessionell indifferent gewesen seien. […] Ein Personenregister und ein Ortsregister erleichtern das gezielte Suchen nach lokalen Gespensterscheinungen. Der Band [wird] für die nächsten Jahre zweifellos die Referenz für die Beschäftigung mit Geistern und Besessenheit im Luthertum der Frühen Neuzeit sein."
Stefan Michel, Zeitschrift für Thüringische Geschichte 66, 2012
"Riegers Studie ist angenehm lesbar, argumentiert [...] anhand der Quellen und weist deutlich auf offene Fragen in der Forschung hin. Ihr kommt das Verdienst zu, die bislang zu wenig beachteten Formen – und Folgen! – protestantischen Aberglaubens umrissen zu haben und damit weitere, stärker komparistisch angelegt Forschungen ermöglicht zu haben."
Andreas Becker, Das Historisch-Politische Buch 61, 2013/3
Band | 9 |
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ISBN | 978-3-515-09869-4 |
Medientyp | Buch - Gebunden |
Auflage | 1. |
Copyrightjahr | 2011 |
Verlag | Franz Steiner Verlag |
Umfang | 328 Seiten |
Abbildungen | 15 s/w Abb. |
Format | 17,0 x 24,0 cm |
Sprache | Deutsch |